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                                    © KOHLER 2023130 HANS KOHLER SA, Claridenstrasse 20, case postale, CH-8022 Zurich, téléphone 044 207 11 11, fax 044 207 11 105.8 Nieten, SchraubenBeim Vernieten oder Verschrauben von Edelstählen muss darauf geachtet werden, dass Nieten, Schrauben und Unterlegscheiben möglichst aus einem gleichedlen oder edleren Material sind. Werden Schrauben oder Nieten aus unedlerem Material, z.B. verzinkte Schrauben oder Aluminiumnieten, verwendet, so besteht das Risiko von Kontaktkorrosion, falls die Fügstelle mit einer elektrisch leitenden Flüssigkeit in Kontakt kommt. Durch die unterschiedlichen Flächenverhältnisse (grosse Edelstahloberfläche – kleine unedle Schrauben-/Nietenoberfläche) wird die Korrosion der unedlen Schraube/ Niete noch verstärkt.Bei Edelstahlverschraubungen, ist zu beachten, dass Edelstahl eine deutliche Neigung zum Anfressen (Kaltverschweissen) aufweist. Dies kann dazu führen, dass eine Verschraubung entweder nicht genügend angezogen werden kann, oder dass sie sich später nicht mehr lösen lässt. Das Problem lässt sich umgehen, indem man die Gewinde vor dem Anziehen genügend schmiert. Unter Umständen muss das Schmiermittel auf die entsprechende Anwendung (z.B. Lebensmittelbereich) abgestimmt werden.5.9 Probleme beim Fügen von Edelstahl mit anderen WerkstoffenDas Risiko von Kontaktkorrosion muss auch beim Fügen von unedleren Materialien mit Edelstahl (z.B. Verschraubungen von Edelstahlrohren mit verzinkten Rohren oder Rotgussarmaturen, Verschraubungen von Profilen aus Edelstahl mit verzinkten Profilen) berücksichtigt werden. Dabei spielen v.a. folgende Faktoren eine Rolle:– allfälliges elektrisch leitendes Korrosionsmedium– Korrosionspotentiale der beteiligten Materialien im betreffenden Medium– Oberflächenverhältnis: Je grösser das Verhältnis der Oberflächen von edlerem zu unedleren Material ist, desto grösser ist die Korrosionsgeschwindigkeit des unedleren Partners.Je nach Korrosionsrisiko kann es erforderlich sein, die entsprechenden Teile elektrisch voneinander zu isolieren, z.B. durch Unterlegscheiben, Hülsen und Dichtungen aus Kunststoff. (s.a. Tabelle Kapitel 2.2.5)5.10 WärmebehandlungDurch eine Wärmebehandlung können die Eigenschaften eines Stahls verändert werden. Bei den korrosionsbeständigen Stählen sind folgende Änderungen möglich:– teilweises oder vollständiges Rückgängigmachen der durch eine Kaltverformung erzeugten Veränderungen (Kaltverfestigung, physikalische Eigenschaften wie Magnetismus etc.)– Abbau von Eigenspannungen– Homogenisieren des Gefüges und Auflösen von Karbiden und anderen intermetallischen Ausscheidungen– Anpassen der mechanischen Eigenschaften bei härtbaren LegierungenBei nicht titanstabilisierten Stählen muss unbedingt darauf geachtet werden, dass sie nicht länger als unbedingt nötig auf Temperaturen im Bereich von 480–760°C gehalten werden, da sich sonst auf den Korngrenzen Chromkarbide bilden können, die zu einer reduzierten Korrosionsbeständigkeit im Bereich der Korngrenzen führen (Korngrenzenkorrosion).5.10.1 Ferritische StähleFerritischen Stähle werden im Bereich von 750–850°C weichgeglüht bei einer Haltezeit von 1 h pro 25 mm Materialdicke. Danach werden sie an freier Luft abgekühlt. Ferritische Stähle sind aufgrund ihres niedrigen Kohlenstoffgehaltes nicht härtbar.5.10.2 Martensitische StähleNormalerweise werden diese Stähle in vergütetem Zustand eingesetzt. Dadurch erhält man eine gute Kombination aus Festigkeit (Härte), Zähigkeit und Korrosionsbeständigkeit. Beim Vergüten durchläuft der Stahl zwei verschiedeneWärmebehandlungen:1. Härten2. AnlassenBeim Härten wird der Stahl auf ca. 1000°C erwärmt und anschliessend in Öl oder Luft abgeschreckt. Durch die Gefügeumwandlung von Austenit zu Martensit wird der Stahl hart aber tendenziell auch spröde. Um eine gute Zähigkeit sicherzustellen, müssen die Härtespannungen im Gefüge durch eine zusätzliche Wärmebehandlung abgebaut werden. Dies geschieht durch ein Anlassen bei einer bestimmten Temperatur. Durch die Wahl der Anlasstemperatur kann die Härte in bestimmten Grenzen variiert werden. Sie wird aus demAnlassdiagramm in den Produktebroschüren bestimmt. Im allgemeinen nehmen mit höheren Anlasstemperaturen Härte und Korrosionsbeständigkeit ab, die Zähigkeit dafür zu. Nach dem Anlassen lässt man das Material an der Luft abkühlen.5.10.3 Austenitische und DuplexstähleDie Glühtemperatur für austenitische Stähle liegt bei 1070–1170°C, für ferritisch-austenitische bei 1000–1100°C. Die austenitischen und ferritisch-austenitischen Stähle werden nach dem Glühen in Wasser abgeschreckt. Dünne Querschnitte können frei an der Luft erkalten. Diese Stähle lassen sich nicht härten, jedoch kann durch ein spezielles Verfahren (Kolsterisieren®) eine dünne, harte Oberfläche (zwischen 1000 und 1200 HV0.05, entsprechend ca. 74 HRC) erzeugtwerden, die zudem das Anfressverhalten und teilweise auch die Korrosionsbeständigkeit dieser Werkstoffe deutlich verbessert.5.10.4 Ausscheidungshärtbare StähleBei den ausscheidungshärtbaren Stählen werden durch eine spezielle Wärmebehandlung sehr feine, im Gefüge fein verteilte Ausscheidungen erzeugt, die eine entsprechende Härte- und Festigkeitssteigerung bewirken.5.11 Reinigung und PflegeEine einfache und effiziente Methode um die Lebensdauer von Edelstahlprodukten zu verlängern, ist das Verhindern von Aufkonzentrationen (Ablagerungen) von schädlichen Stoffen (z.B. Chloriden) durch regelmässiges, gründliches Spülen mit sauberem Wasser. Wie schon bei der Verarbeitung so ist auch bei der Reinigung von Edelstahl darauf zu achten, dass der Edelstahl nicht Korrosionsbeständige Edelstähle
                                
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